Bonusstory zu Closer

Mason, der Weihnachtsgrinch

Lustlos stapfe ich durch den Schneematsch, folge dem gutgelaunten Jackson, der mich unbeirrt durch die Straßen Bostons zieht. Der Bommel der roten Weihnachtsmütze wippt im Takt seiner beschwingten Schritte. Der Kerl hat echt Bock auf die Weihnachtsfeier. Im Gegensatz zu mir …

»Müssen wir unbedingt auf diese Party gehen?« Ein Abend mit Netflix wäre auch schön.

Obwohl ich es nicht sehen kann, weiß ich, dass Jackson seine Augen verdreht. »Ja. Alle gehen hin.«

Das habe ich befürchtet. Wir haben viele neue Leute in Boston kennengelernt. Ich mag sie alle. Ehrlich. Nur mit Jeff komme ich immer noch nicht klar.

»Kommt dein Exfreund auch?«

Jackson stoppt mitten in der Bewegung und ich laufe in ihn hinein. Kopfschüttelnd dreht er sich zu mir um. »Da die Party in seiner WG stattfindet, gehe ich davon aus.«

»Yay«, sage ich lahm und stopfe meine Hände tief in die Hosentaschen. Ich brauche definitiv Handschuhe. Auch wenn ich mir die Temperaturen aus Naples hierherwünsche.

Wer hatte den Wunsch in Harvard studieren zu wollen? Ja verdammt, das war ich. Und darum muss ich mich auch mit Jeff herumschlagen, der uns gefühlt zwanzig Mal am Tag über den Weg läuft. Dabei gehen wir nicht einmal aufs gleiche College.

Wieso schafft man es mit der Red Line auch innerhalb von fünfzehn Minuten von Cambridge ins Zentrum Bostons, wo dieser Schwachkopf Jeff wohnt. Von mir aus könnten Kontinente zwischen uns liegen und der Abstand wäre noch nicht ausreichend.

»Was für ein Problem hast du eigentlich mit ihm?«

Als wüsste er das nicht genau. »Gar keines. Ich mag nur nicht, dass er dich quasi mit Blicken auszieht.«

Jackson legt den Kopf in den Nacken und lacht laut los. »Mason, du bist ein Idiot.«

»Und was für einer«, murmle ich und ziehe Jackson für einen kurzen Kuss zu mir heran.

»Nur meiner«, antwortet er grinsend, bevor er nach meiner Hand greift und mich weiter in Richtung Jeffs Wohnung dirigiert.

***

Das erste, was ich ins Jeffs WG sehe, ist Jeff. Leider.

Er steht unter einem Mistelzweig und tauscht innige Küsse mit einem großen, breitschultrigen Typen. Typ Footballspieler.

Als sie sich voneinander lösen, atmen beide schwer und sehen sich glücklich in die Augen. Ohne von uns Notiz zu nehmen, stolpern die beiden Händchenhaltend davon.

Jackson stößt mich mit dem Ellbogen an. »Wenn hier irgendwer irgendjemanden mit Blicken auszieht, dann wohl die zwei sich gegenseitig.« Als ich zu Jackson sehe, grinst er: »Das muss eigentlich dein schönstes Weihnachten aller Zeiten sein.«

»Wieso?«, brumme ich, obwohl sich meine Laune innerhalb der letzten Sekunden um hundert Prozent gesteigert hat.

»Na erstens: Weil du mit mir zusammen bist.« Da kann ich nur zustimmen. »Zweitens, weil du jetzt endlich siehst, dass deine komische Eifersucht Jeff gegenüber absolut unbegründet ist.« Das war sie auch schon vorher, allerdings würde ich das niemals zugeben.

»Und drittens?«, frage ich.

»Weil es hier einen Mistelzweig gibt.« Er zieht mich zum Türrahmen, wo das Grünzeug befestigt ist und küsst mich. »Frohe Weihnachten, Mason.«

Darauf fällt mir nur eine Erwiderung ein. »Ich liebe dich, Jackson.«